Wenn mir die Happypills genommen, werden ist als allererstes Folgendes präsent: wann kommen sie wieder, die Ängste, komischen Gedanken, Antriebslosigkeit und all die Nebenwirkungen der Nichtpillen? Und genau das ist eine Gradwanderung die es geschickt zu meistern gilt. Ich freue mich auf das Ende unseres gemeinsamen Weges, und genau das muss mir in meinem Köpfchen bleiben. Das ist im Grunde das Hauptwaschprogramm, welches ich immer wieder durchlaufen lassen muss. Wer sich einmal in diesem Karussell der Pillenwelt begeben hat, weiß genau was ich meine. Das klitzekleine Problem ist nur, ich habe mich von der letzten Antriebslosigkeit noch nicht ganz befreit. Der Motor meiner Lust ist noch im Sanftmodus.
Was ich damit sagen möchte? Ich nehme nun erst einmal vier Wochen lang nur 5 mg der Happypills. Und dann bin ich vollends genesen – oder so. Das ist ein guter Plan, wir werden sehen. Mit Absetzen der besagten Glücklichmacher – wie trügerisch (stimmen tut es eh nicht), beginnt also nun ein zweites Mal das Leben danach. Ich befinde mich gerade in so einem Schlitz, von einer meiner Schubladen im Kopf. Immer wieder habe ich die gleichen Träume. Detailliert sind sie mir nicht immer präsent, aber ich weiß genau den Inhalt. Es geht um Loslassen, Abschied nehmen, Dinge klären und bereinigen. Das ist jetzt mal meine Interpretation. Ich könnte auch google fragen was das alles zu bedeuten hat…. ob es den gleichen Inhalt preisgibt? Ok, soeben habe ich es gegoogelt und finde die Antwort wenig hilfreich. Google sagt das es um alte Sehnsüchte geht. Nicht um die Personen sondern um die schönen Dinge die ich erlebt habe. Es könnten auch die Verluste und Enttäuschungen sein, die mein Kopf nicht verarbeitet hat. Nun, ich suche mir etwas aus. Schön das ich mir meine Meinung selber bilden kann.
Was aber passiert hier eigentlich gerade. Es ist ein Quietschen und Knarren der Schubladen zu hören, ich kann es auch spüren. Aber ist mein Geist in der Lage diese zu bändigen? Kennst du liebe Leserin, das Gefühl im Bauch, wenn etwas unangenehmes bevorsteht? Du weißt das du etwas Falsches gemacht hast und die Konsequenz bevorsteht? Genau dieses flaue Gefühl im Bauch kommt bei mir dann häufig von hinten durch die kalte Küche. Ich möchte diesem Gefühl und der daraus resultierenden Folge gar keinen Raum geben, aber! Es lässt sich nicht abschütteln. Es ist immer das gleiche Schema. Meine Gedanken kreisen dann um das Suchen von Erinnerungen, Gedanken die ich greifen kann, Momente die ich evtl. spüren kann, irgendetwas, was mich nicht zweifeln lässt das ich Alzheimer habe oder eben rein weg gar nichts aus meiner Kindheit weiß. Ich strenge mich an, ich versuche herzuleiten, aber es kommt einfach nichts. Und wenn, dann sind das immer und immer wieder die gleichen Bilder und Momente. Diese sind ganz oft gekoppelt mit anderen Menschen oder Orten. Ich schildere es mal so: Ich erinnere mich z. B. an meinen 16. Geburtstag. Ich hatte eine große Gartenparty. Ich weiß genau wer eingeladen war und das es schön war. Ich erinnere mich auch an einen Ausflug mit Klassenkameraden und die Klassenfahrten. Ich erinnere mich sogar an eine Klassenfahrt in der Grundschule. Aber in genau dem Jahr scheine ich wie Phönix aus der Asche gestiegen zu sein und meine Leben begann und endete genau mit diesem Erlebnis. Und so ergeht es mir einfach mit fast allen Erinnerungen. Einige sind nur von Fotos. Kennst du das? Du siehst ein Foto und hast sofort den Moment und die Gefühle oder Gerüche im Kopf. Evtl. sogar die Stunden davor oder danach! Dann freue dich sehr über diesen Umstand, ich kenne dies so nicht. Ich sehe exakt dieses Foto. Ende! Und wenn ich es noch weiterspinne…. in all diesen Erinnerungen die ich habe, also wirklich habe, bin ich nie allein, nie zu Hause (oder zumindest nicht allein zu Hause) und am allermeisten nicht mit meinen Bezugspersonen meiner Familie. Lediglich meine kleine Schwester ist häufig auch ein Teil meiner Erinnerung. Nämlich diese, das wir ab einem bestimmten Alter, oder auch immer mal wieder und ab irgendwann, gemeinsam in einem Bett genächtigt haben. Und nicht ich war die treibende Kraft dieser Handlung. Sie hat mich gebraucht – und ich sie vermutlich noch viel mehr.
Nun, so ist der Stand der Dinge. Und was soll ich sagen, will ich diese Schubladen öffnen? Will ich mich im Kreise drehen und ein neues Kapitel öffnen? Ja unbedingt, aber ich habe Angst vor dem, was dahinter steckt. Wenn ich enttäuscht werde, dass ich eh nur die alten Ängste zu sehen bekomme? Die alten Bilder und Gerüche? Ich weiß das meine Seelenkostüm auf unerklärliche weise sehr stark angeschlagen ist. Auch wenn ich es überhaupt nicht erklären kann. Ich muss das mit meiner Therapeutin besprechen. Wenn ich mich traue!

I´m fine!