Mein Kind zieht aus – und hinterlässt alte Erinnerungen

Was mir, als Pädagogin, keiner vorher sagte!

Den Weg in das Leben mit Kind, aus dem dann ja plötzlich zwei Kinder wurden, war ja bekanntlich etwas holperig. Zum einen wollte ich eigentlich nie Kinder, zum anderen wollte ich dann meine Kinder über alles auf der Welt beschützen und zu tollen kleinen Menschen verhelfen. Außerdem wollte ich eine gute Mutter sein – welche Mutter will das nicht? Das Kapitel heut wird wohl eines meiner emotionalsten und ehrlichsten. Zumindest ist dies aus meiner Sicht gesprochen. Du kannst natürlich kurz grübeln und sagen: hui, was kann denn noch schlimmer sein als seine Kindheit vergessen zu haben wegen der wohl schlimmsten Sünde eines Erwachsenen? Das sage ich dir gerne. Der Schmerz und Verlust einer Mutter ihres eigenen Kindes.

Ich nehme dir jetzt leider einige weit verbreitete Annahmen über Mütter:

  • Mütter lieben ihre Kinder immer, aber nicht zu jeder Zeit.
  • Mütter haben keinen natürlichen Instinkt was gut und was schlecht ist – und schon gar nicht im Affekt.
  • Mütter können nicht immer klar denken, besonders dann nicht, wenn sie übermüdet, selber überlastet und eine fehlgeleitet Selbstwahrnehmung haben.
  • Mütter entscheiden sich nicht immer für ihr Kind.
  • Mütter haben durchaus Momente in denen kurz die Frage aufkommt, ob sie bescheuert waren, als sie sich Kinder wünschten.
  • Und ja, auch Mütter finden ihre Kinder gelegentlich zum kotzen, unmöglich und würdig sie sofort herauszuschmeißen.

Mir ist bewusst das jetzt mindestens 50 % der Menschen einen Aufschrei von sich geben. Erbost und entsetzt über meine Aussage sind. Ja, macht nichts. Die Wahrheit tut weh. Allerdings tut sie auch den Müttern weh. Denn diesen Müttern entgeht es nicht, dass sie genau so denken und handeln – ab und an. Und ein ganz großer Unterschied zu den Müttern die ihre Kinder wirklich in Gefahr bringen. Sie bewusst schlecht behandeln und sie letztlich verlieren – entweder mental oder sogar in real. Du weißt genau was ich meine. Dazwischen liegen meilenweite Abstände. Ich kann das mit solch einer Gewissheit sagen, weil ich a) beruflich all diese Seiten und Emotionen wie Handlungen gesehen habe. Diese verletzen Kinderseelen und auch diese verzweifelten Mütter. Mütter die sich grämen, was sie falsch machen, warum sie nicht „perfekt“ sind wie ihre Freundinnen aus dem Krabbelkreis, Stillkurs oder Vorschulgruppe. Und b) ich selber und in meinem engsten Freundeskreis genau diese Mutter bin und habe. Wir wollen unsere Kinder perfekt und bestmöglich begleiten und großbekommen. Aber das Leben ist nun einmal nicht perfekt. Und genau so wenig sind wir oder unsere Kinder perfekt. Und ich haue noch einen raus der dich vermutlich verstören wird. Es kommt sogar vor das Mütter und ihre eigenen Kinder sich einfach nicht vertragen. Egal was beide Seiten machen, es will nicht klappen. Natürlich ist da ein ganzes Fass an Fehlentscheidungen, Fehlhandlungen und noch mehr von diesem Fehlen passiert. Aber das ist das verdammte Leben. Und das erzählt dir leider vorher niemand. Und wenn du das laut aussprichst das du so Lust hättest deinem Kind mal richtig die Meinung zu sagen ( von anderen Gedanken will ich hier gern Abstand nehmen) dann bist du wirklich nicht ehrwürdig ein Kind haben zu dürfen, und andere Frauen wünschten sich so sehr Kinder und du tritts dein Glück förmlich mit Füßen. Fuck You Bitch!

Du hast leider keine Ahnung von meinem, unserem Leben. Und Gott soll dir bitte immer die Kraft und Ruhe geben, dann irgendwann dein perfektes Leben genau so zu schenken wie du es dir in deiner Wunschwelt ausgemalt hast. Während du über andere nichtperfektemütter urteilst. Zurück zu meiner nicht ganz perfekten Welt mit Kindern. Ich hatte also Zwillinge geschenkt bekommen. Und schon in der Schwangerschaft war absehbar das ich die kleinen Zwerge wohl vorerst allein großziehen werde. Aber hey, ich bin Pädagogin, das kann ich. So schlenderte ich also mit Freundinnen und den Kindern durch die kleine unperfekte Mutterwelt. Wie und was da mit meinem Mann und dann späteren Papa der Zwei wurde kennst du schon. Wenn nicht, lies einfach den letzten Blog. Ich nahm meine Berufstätigkeit wieder auf als die Kinder 3 waren. Schön mit Kitaplatz, Eingewöhnung und reichlich Tränen meinerseits. Herrje, ich bin doch Profi. Sie hatten sich, ich hatte sie nicht. Aber, man glaubt es nicht, wir haben es schnell geschafft und die Routine holte mich zackig ein. Ich musste leider einen Vollzeitplatz in Anspruch nehmen, da mein AG keinen Teilzeit-Vormittagsarbeitsplatz für mich hatte. Somit mussten die Kids früh in die Kita und ich erst Stunden später anfangen, aber dafür bis nachmittags arbeiten. Somit war auch ihr Tag ein Vollzeittag. Es stresste und war alles andere als schön. Wir hatten keine Wahl. Mein Gewissen rührte sich schnell. Ich konnte das nicht gut ertragen. Stetig versuchte ich sie früher abzuholen, ihnen die Zeit außerhalb der Kita besonders schön zu machen. Dann kam die Grundschulzeit. Gleiches Spiel. Wir wohnten ja außerhalb, unsere Schule war aber in der Stadt meines AG. Somit hatten die Kinder auch den gleichen Fahrtweg und die gleichen langen Tageszeiten wie ich. Wir waren aneinander gekoppelt. Verabredungen für die Kinder waren stressig, mit viel Organisation und Aufwand verbunden. Somit kam dies auch nicht so oft vor. Und zu uns auf das Land kamen die Stadtmenschen eh nicht gerne – zu weit weg. Der Freundeskreis drehte sich als mehr in der Schule und Hort um die Kinder. Wieder hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wir sind anders, wir sind falsch gesteuert. Das muss doch besser gehen. All solche Gedanken. Es ging aber nicht besser. Unsere Betreuung hier auf dem Land war so dermaßen schlecht, damit hätte ich nicht einmal eine 50% Stelle abdecken können. Heute nach 18 Jahren ist das deutlich besser. Mein Mann konnte nicht gut aushelfen. Wir hatten nur ein Auto, welches ich brauchte. Und das Zweite wär zu teuer. Ab der 2 Klasse zeigten sich die ersten echten Sorgen. Die Mädels sind in eine Klasse gekommen, wegen der Zeitaufteilung einfach praktischer. Im Kindergarten hatten sie getrennte Gruppen. Getrennte Elternabende, getrenntes Basteln, Feiern, Übernachten und all diese Elternverpflichtungen. Das konnten wir teilweise gar nicht mit Urlaub und Freizeit aufholen. Also sollte das in der Schule einfacher werde. So dachten wir. Da klopfte das Leben an und lachte sich schlapp. Sie zankten, buhlten um Aufmerksamkeit bei den Lehrern und überboten sich in Freundschaftsgewinnung. Kurzum, sie standen sich selbst im Weg. Hinzu kam das Kind 1 eher durchschnittlich normal im Lernen und Mitmachen war. Kind 2 leider mit einer Dyskalkulie und einer LRS zu tun hatte. Eine gute Mutter rennt natürlich von a-z überall hin um die beste Förderung zu organisieren. Zeitgleich entschieden wir, die Kinder zu trennen und die 3. Klasse zu wiederholen. Und zwar beide Kinder. Man versicherte uns das es Kind 1 nicht schadet, eher wenn sie nicht wiederholt. Der Leistungsunterschied und Druck untereinander wäre zu groß. Wir glaubten alles, sind ja gute Eltern. Nach der Wiederholung lief es eindeutig besser, untereinander und in der Thematik Schule. Wir überstanden also auch die Grundschule mit einem dann doch recht passablen Ergebnis. Die Zwei mussten nach Schulschluss mit dem örtlichen Linienbus 3 Haltestellen in den Hort fahren. Und das ab der 1 Klasse. Früher hätte kein Hahn sich daran gestört – heute und damals wurden die Stimmen lauter: wie, ihr lasst die 7-jährigen MÄDCHEN alleine mit dem Bus fahren? Ja, das taten wir. Wir hatten nämlich keine Wahl und ich trauten unseren pfiffigen, klugen Mädchen das durchaus zu. Mein Mann übte es selbstverständlich ausreichend mit ihnen und er wurde auch deutlich darauf hingewiesen von ihnen, das sie es nun echt könnten. Und wie sie das konnten! Sie waren nämlich so pfiffig das sie sich von ihrem Taschengeldern vom Kiosk noch vor dem Hort ihren Vorrat besorgten. Es fiel irgendwann auf, da der Bus schon da war, aber die Zwei erstaunlich lange für die 30 Meter von der Haltestelle bis in den Hort brauchten. Die Erzieherin fand dann heraus das sie eine Haltestelle weiter fuhren, shoppten und das Stück dann zurück rannten. Dumm waren sie nie. Wirklich sauer waren wir nicht. Was haben wir uns als Kinder alles einfallen lassen. 😉

Mit dem Wechsel in die 5 Klasse endete natürlich auch die Hortbetreuung. Dann hieß es, Bus Zug Bus. Auf dem Land ist das völlig normal. Damit hatte ich echt Sorgen. Ich konnte sie jeden Morgen mitnehmen, musste doch eh an der Schule vorbei. Kind 1 fand das gut, sie war und ist keine Frühaufsteherin. Kind 2 hat richtig Rabatz gemacht. Sie will mit den anderen fahren, das sei ja wohl uncool. Sie wollte dazugehören. Gut, dann ist auch Kind 1 mitgefahren, auf eigenen Wunsch. Sie wollte ihre Schwester nicht allein lassen. So fing das wirkliche Elend an. Kind 2 begann abzudriften. Sich mit Kindern zu treffen die nicht ihrem Alter entsprachen, eine eigene Geschichte hatten und generell eher die „besonderen“ Kinder der Gegend waren. Das zog sie magisch an. Es dauerte nicht lange bis wir Nachricht über heimliches Rauchen, herumtreiben am Bahnhof und Aufmüpfigkeit in der Schule zu hören bekamen. Sie schloss Freundschaft mit den Kindern aus der Nähe, die sich in einer Wohngruppe befanden oder in der Notaufnahme waren. Sie holte sich Tipps und war nicht abgeneigt dort Einzug zu halten. Das erfuhren wir später. Zeitgleich begann sie hier zu Hause reißaus zu nehmen. Sie wollte nicht mehr mit uns zum Einkaufen fahren, wollte nicht mehr mitkommen, wenn wir etwas unternahmen, blieb lieber bei den Nachbarn, Senioren die sie irgendwie wie ihr Ziehenkel ansahen. Zuerst dachte ich das sie uns einfach blöd findet. Das wir langweilig sind, das wir nicht zusammen passen. Das Verhältnis unter den Schwestern wurde so schlimm. Es war nicht mehr zu ertragen. Streit, Aggression, Wut und richtiger Hass. Ich kann es nicht anders sagen. Kind 1 blieb bei uns. Wenn ich das so sagen kann. Kind 2 hasste uns, und alles was mit uns zu tun hatte. Dieses Gefühl ist schrecklich. Irgendwann bin ich als Mutter wohl falsch abgebogen, habe sie an der Weggabelung vergessen oder verloren. Sie rebellierte – mit 10 Jahren – wie eine Große! Und ich war ratlos, hilflos und verzweifelt. Ich wollte kein Kind was mir verloren geht. Ich wollte keine Schwestern die sich von Geburt an durchs leben kämpften und nun keine Verbindung mehr hatten. Ich kämpfte wie eine Löwin und nun das. Was ist passiert? Diese Frage stelle ich mir noch heute und noch heute bekomme ich keine Antwort. Du kannst dir nicht vorstellen wie tragisch und schmerzhaft das ist. Für mich und uns ALLE war es ein Horrorhaus ohne Ausgang. Ich möchte gar nicht so sehr ins Detail gehen, aber einige Schlüsselerlebnisse scheinen eine tragende Rolle zu spielen, die ich nicht zuordnen und einschätzen kann. Es ist eben nur bedingt meine Geschichte. Du kannst dir deine Familie nicht aussuchen. In Stichworten waren es wohl diese:

Papa war krass strenger als ich – die Kinder mussten sich oft entscheiden zu wem sie gehen und an wessen Seite sie stehen wollten. Ich hatte mit übermäßig schlechtem Gewissen zu tun. Bis heute habe ich mir den größten Rucksack an Eigenschuld auferlegt. Die Freizeit war viel geprägt von Freiheiten aber auch feste eingebundenen Regeln durch uns. Eigentlich normal, so dachte ich. Wenig bis keine Kinder in ihrem Alter hier in der Nachbarschaft. Identitätskrise durch das Ebenbild einer Schwester die angepasster und unauffälliger war.

Hinzu kamen eine kindliche Verliebtheit in einen Nachbarsjungen. Wir wissen bis heute nicht was da war. Er war etwa 5 Jahre älter als sie. Laut Chatnachrichten, die wir irgendwann einsehen konnten (scheiß soziale Medien) drängte er sie zu sexuellen Handlungen. Ob sie diese vorher schon hatte, machte oder wollte ist uns nicht bekannt. Sie offenbarte uns irgendwann das er sie dazu erpresste. Mein Mann nahm dies in die Hand und traf sich mit diesem Jungen zu einem gefakten Date. Er stritt alles ab, war aber ja da um genau das mit ihr zu tun. Wir waren verzweifelt. Was macht man nun? Dem Kind uneingeschränkt glauben und die Welt auf links drehen. Sie hatte uns zu dem Zeitpunkt schon so sehr in Zweifel geführt, belogen und ausgespielt. Ich konnte nicht anders, ich bestand auf eine Strafanzeige. OH HALLO EIGENE VERGANGENHEIT, schön das du auch noch da bis. Mein Nervenkostüm begann die Fäden loszulassen. Wir sind also zur Kripo für Sexualdelikte. Alles in die Wege geleitet, und gewartet. Monate später kam die Nachricht. Verfahren eingestellt wegen „kindlicher Verliebtheit“. Er beteuerte seine Unschuld. BÄM. Da stehst du nun. Wem glaubst du, was glaubst du und was machst du nun? Da waren wir also, mit all dem Zeug allein. Das Kind war längst aus ihren eigenen Fugen geraten, die Mutter auch, der Vater versuchte irgendwie eine Normalität aufrecht zu halten. Die Schwester war einfach nur noch genervt von den Eskapaden der Schwester. Wir waren Stammkunden in der Schule. Ich möchte hier ehrlich zu Protokoll geben das wir ganz sicher nicht alles richtig gemacht haben. Wir waren ungnädig, aggressiv, und ja, mir ist die Hand ausgerutscht. Ich schäme mich heute dafür und ich kann das nie wieder gut machen. Mit dieser Schuld muss ich leben. Ich habe mich tausendmal für mein Benehmen und meinen Kontrollverlust entschuldigt. Aber was ist schon eine Entschuldigung. Ich hatte nach Feierabend mit meinen eigenen, streitenden, weinenden und unausgeglichenen Kindern teilweise den Ritt des Teufels im Gepäck. Wir drei waren unausstehlich und so benahmen wir uns auch. Die Autofahrten nach Hause waren immer zu einer Reise ins Horrorkabinett geworden. Nur das ich als Erwachsene und Profi nicht in diese Höllenparty hätte einsteigen dürfen. So liebe:r Leser:in, entschiede du hier an dieser Stelle wie gut und natürlich alle Mütter ihren Job immer machen müssen und auch können. Und hier kommen mir Vergleiche zu meiner eigenen Mutter. Auch die kann ich nicht von der Hand weisen. War nicht auch meine Mutter überfordert, verzweifelt, vom Ehemann betrogen und in einer völlig illusionären Welt geraten? Der deutschen Sprache nicht mächtig, keinen familiären Rückhalt und selber noch ein Kind als ihre erste Tochter geboren wurde? Ja, das war sie. Und ja, mein Tochterverständnis sagt mir das ich ihr nichts vorwerfen DARF. Wie um alles in der Welt darf und kann ich Unterschiede von ihr zu mir machen? Ok, wir holten uns Hilfe. Wir nutzen jeden verschissenen Gesprächskreis, jeden Kinderpsychologen und jede verdammte Supernanny – kein Witz. Das tat und tut meine Mutter bis heute nicht. Ich kam an dem Punkt wo mir mein Job, meine Position und mein Ruf gern mal den Buckel runterrutschen konnte. Entweder irgendwer half uns, oder es hätte Tote gegeben. Ja, so war es damals. Mein Mann und Kind 1 hatten die Nase gestrichen voll. Sie wollten nicht mehr reden, verstehen, akzeptieren und ständig mit fremden Menschen das Verhalten von Kind 2 und dem häuslichen Umfeld in Frage stellen müssen. Sie hatten es satt, meine Engelsgesänge zur Bitte der Teilnahme anzuhören. Und später erzählten sie mir beide, das sie es kaum ertragen haben mich so erfolglos kämpfen und leiden zu sehen. Sie wollten endlich Ruhe und ihr Leben zurück, Oh ja, wie sehr ich das auch wollte, aber nicht ohne meine Tochter. Wenn du dann plötzlich vom Jugendamt eine Frau älteren Kalibers in der Küche sitzen hast, die dir sagt wann du zu essen hast, wie du in welche Reihenfolge am Tisch zu sitzen hast, welche Unternehmungen und welche Gespräche du mit deinen Kindern und deinem Partner führen solltest, dann hast du die Kontrolle über ALLES verloren. Und diese Dame sollte ganz 3 Monate jeden gottverdammten Tag bis zu 4 Stunden bei mir einziehen! Ja nun, was macht man nicht alles als gute Mutter und gute Pädagogin. Wobei ich das mit der guten Pädagogin da schon abgehackt hatte. Die war ausgezogen aus meinem Glaubensbuch. Ich kämpfte jetzt also nicht nur gegen mich, gegen meinen Mann und meine Tochter 1, nein ich kämpfte nun auch noch mit sämtlichen Institutionen. Die Supernanny kam nur 1 Woche. Hoffnungsloser Fall. Sie gab auf und Kind 2 feierte ihren Sieg. Die nächste Institution versuchte es.

Ein weiterer Vorfall war dann in etwa so: Kind 2 war völlig aufgelöst – vermutlich unter Drogen oder Alkohol. Das war ihr nämlich längst schon ein treuer Begleiter geworden. Aber eine gute Mutter sieht das sofort. Nur ich nicht. Mein Mann ahnte es, sagte es, predigte es. Gebetsmühleartig. Kind 1 erwähnte auch, dass einiges schief lief. Ich wollte es ja lösen, ich wollte das geradebiegen. Ich konnte es nicht. Keine Supermutterkraft hat es bis zu Kind 2 geschafft. Sie also völlig verstört. In einer Zehntelsekunde sagte sie mir das ihr Opa ihr etwas angetan hat. Schock! Mein erster Flashback. Bewusst und nicht wieder einzufangen. Ich war handlungsunfähig. Was sollte das? Die Geschichte mit dem Nachbarn war ins Leere gelaufen. Und nun das? Meine Gefühlswelt war ein Trümmerhaufen. Wem sollte ich noch glauben, wem konnte ich noch glauben. Ich hatte panische Angst. Ich hatte noch größere Wut und absolutes Versagen in mir und gegen mich. DAS war eine Sache die ich verbockt hatte! Ich hatte ihr, gegen all meiner inneren Abneigung gegen mein Exelternteil, erlaubt bei ihm in der Gartenlaube erlaubt zu nächtigen. Dort war doch auch meine Tante, gleich nebenan. Mit dem Enkelkind. Ich habe mir dabei nichts gedacht. Warum auch, zu diesem Zeitpunkt war ich ja noch die NICHTmissbrauchte Frau. Mein Kopf stellte sofort auf LEERLAUF. Ich konnte schon am nächsten Tag nicht mehr den genauen Wortlaut wiedergeben. Ich habe partielle Amnesie, wenn es um solche Themen geht. Das ist kein Witz, es ist Fakt. Eines meiner Geschenke aus der Kindheit. Verstehst du meine missliche Lage? Ich möchte noch heute schreien, so laut und heftig wie es nur geht. Aber es kommt kein Ton. Ich bin noch heute gelähmt. Gelähmt von Misstrauen mir gegenüber. Ich glaub mir ja nach wie vor nicht das ich so ein Opfer bin. Es gibt doch keine Beweise! Aber jetzt kommt jemand – JEMAND- meine TOCHTER- die sagt das ihr etwas passiert ist. Ich fragte sie natürlich was. Ich bekam keine Antwort. Nicht damals und nicht heute. Sie ist eine Zeitzeugin, sie ist mein Schlüssel zu meiner Kindheit, vielleicht. Aber kann ich sie nötigen? Und wird es mir helfen? Was ist wenn sie sagt das es nicht stimmte, das es nichts mehr an Erinnerung gab, das es nicht so war wie ich es mir vorstelle. Was ist wenn sie es deutlich benennen kann. Ich bin ehrlich. Ich wünschte es mir. Und das ist meine Todsünde! Wie kann ich mir das wünschen? Ich wünschte es mir, damit ich mir selber glauben kann. Wenn es ihr dann kann es mir auch passiert sein. Wenn es ihr nicht passiert ist, dann ist es bei mir ja nur ein „Tochterwunschgedanke“. Eines dieser ewig erotischen Gedanken die Teenager so haben mit ihren Vätern. ODER? Liest du mein Wirrwarr? Mein gedankliches Chaos seit Jahren? Es war also nicht nur ein Drama für unsere Familie, für unsere Tochter, für mich. Nein es war eine Lebensentscheidung. Eine die meine dunkelste Seite zum Vorschein bringt. Noch heute. Und sogar meine Flashbacks könnte das doch erklären. Projizierte Vorstellung was mein Kind wohl erlebt hat? So könnte es doch sein. Oder einfach nur eine verschissene Wiederholung eines pädophilen Verwandten! Der seine Chance genutzt hat. Aber ich kann es nicht mehr ändern, nicht wieder gut machen, nicht einmal helfen. Sie redet nicht. Nach dieser Offenbarung ging nichts mehr. Sie brach aus, rannte weg und trieb sich beim Nachbarsjungen herum. Nicht DER! Ein anderer. Eine gestörte Seele, so wie sie. Sie haben sich gefunden. Damals. Sie rasierte sich den Kopf, ritze sich, betäubte sich. Er, der Junge, beschimpft mich nun auch. Hetzte gegen mich und wurde aufmüpfig. WAS habe ich bloß falsch gemacht. Mein Sergeant sagte einmal- eigentlich tausendmal- NICHTS. Sie können beim ersten Kind nichts Falsch machen, sie wissen es nicht besser. Sie haben ihre Geschichte und sie haben immer ihr Bestes gegeben – das was sie zu dem Zeitpunkt in dieser Phase, an dem Tag oder wann auch immer, geben konnten. Sie können sich in den Spiegel anschauen und werden keinen Fehler finden, der dieses Drama hätte aufhalten können, wenn sie es anders gemacht hätten. Kinder sind nicht unser Abbild, Kinder sind nicht unser Eigentum und Kinder treffen ab einem bestimmten Alter ihre eigenen Entscheidungen. Ob es uns gefällt oder nicht. Und ob das Alter richtig ist oder nicht. Der einzige Konflikt ist unser Anspruch und das Gesetzt den Kindern verpflichtet zu sein sie zu schützen. Aber wann ist der Schritt zu groß und Sie als Mutter können diesem großen Schritt nicht mehr voraus sein um den Fall aufzufangen. Ja, wann? Wann ist das PERFEKTEMUTTER sein nicht mehr ausreichend? Wir bereiteten uns mit dem Jugendamt auf das Schlimmste vor. So dachte ich. Sie zog eines Tages aus. Sehr jung – in meinen Augen viel zu jung. Wo war meine Zeit mit ihr hin? Wann wurde mir diese gestohlen? Ich war noch nicht fertig mein Baby zu halten. Wer hat das zugelassen? Ich musste zusehen wie die Polizei sie mitnahm, auf ihren eigenen Wunsch rief sie diese. Sie beschuldige uns, ihr die Freiheit zu nehmen, weil wir die Fenstergriffe abnahmen, und die Tür abschlossen. Sie zur Ruhe bringen wollten, ihr nicht die Chance auf eine weitere Nacht irgendwo bei irgendwem mit irgendwelchen Substanzen. Ist das nicht die Pflicht einer guten Mutter, eines guten Vaters? Nein, das Gesetzt verbietet das. Wir lernten täglich dazu. Sie blieb bei der Polizei und kam in die Notaufnahme der Jugendhilfe. Ach guck, ihr großer Plan kam näher. Dort verweilte sie einige Wochen, Skurril, diese war nur 1 km von uns entfernt. Es machte mich fertig. Ich hätte sie anfassen könne, sie nehmen könne, sie im Arm halten, aber ich durfte nicht. Ich konnte auch nicht mehr. Die Entscheidung war gefallen. Das Kind kommt ins Heim. In eine therapeutische Wohngruppe. Puhhhhh, Therapie hört sich gut an – so dachte ich. HALLO LEBEN; du schon wieder. Was ist so lustig? Die therapeutische Wohngruppe entpuppte sich als Freifahrtschein für Elterntyrannisierung, Enteignung, Machtkampf und Entfernung vom Kind auf höchster Ebene. Von den Kosten ganz zu schweigen. Kind 2 ist immer gern zur Schule gegangen. Das war nun vorbei. Hat auch dort keinen Interessiert. Kind 2 war Dauergast auf der Straße. Party, Drogen und Ausbruche aus der Wohngruppe. Selbstverletzung und mentaler breakdown. Wer weiß was noch alles. Ich möchte es gar nicht so genau wissen. Dort in dem Kaff, wo sie dann hinzog. Waren alle Kinder die hier schon weggeholt, gegangen sind. Es verlagerte sich nur der Ort. Wir sind von nun an eine Spießrutenreise durch das deutsche Jugendamtssystem, Kinderpsychiatrien und Kindertherapeuten gegangen. Es kamen Anrufe aus Notaufnahmen, das Kind hatte sämtlich erdenkliche Krankheiten, Verletzungen und psychische Auffälligkeiten. Irgendwann stumpfe ich ab. Hatte es nicht mehr so eilig sofort alles stehen und liegen zu lassen. Lies sie sich ihren Scheiss selber regeln. Lies die Wohngruppe ihre Obhut und Pflicht tun. Wir waren nicht mehr abrufbar wie die Handlanger. Das kam an. Und das war das Beste was ich wohl machen konnte. Ich war wie ferngesteuert. Mein Mann war zuweilen der größte Übeltäter, und Kind 1 war einfach froh das Ruhe einkehrte. Ich habe diese Fahrt mit Sack und Pack plus zwei Kindern im Auto zum Kinderheim nie vergessen. Wie ich dort unbeschadet hin und wieder zurück gekommen bin frage ich mich noch heute. Gut, das Leben hier zu Hause ging weiter. Es wurde ruhiger aber nicht besser. Nun rebellierte Kind 1. Überall vermutete sie Ungleichbehandlung. Bevorzugung durch die Schwester, zu wenig Zeit, zu wenig Aufmerksamkeit und zu unfähige Eltern. Hast du dich als Mutter schon verprügeln lassen? Nein? Tu es auch nicht. Ich habe es nur ansatzweise. Dann war mir das zu viel. Ich hatte eine richtige Prügelei mit Kind 1. Ich brach zusammen. Der Notarzt musste kommen. Ich musste weg. Wohin? Ich hatte keinen Anker oder eine Rettungsboje. Mein zu Haue sollte das sein. Das war ja aber zu einem Spukhaus geworden. Wir rauften uns zusammen. Ich ging mittlerweile schon zur Therapie, weil meine Selbstzweifel, meine Schubladen und deren Inhalte doch zu viel für eine Mutter, eine Frau und einen Menschen wurde. Ich war arbeitsunfähig geworden. Ich konnte kaum noch Auto fahren, ich fraß alles in mich hinein. Ich war ein Schatten, mit großem Wurf, meiner Selbst. Der Sergeant sagte nur immer zu mir: denken Sie dran, es dauert so lange wie es dauert. Und wenn es gute Zeiten sind, dann nutzen Sie diese, solange sie da sind. Natürlich hat sie mich immer darauf vorbereitet irgendwann auch mit der Nachricht konfrontiert zu sein das Kind 2 ein Ende gesetzt hat. Die Drogen waren immer präsent. Ich musste das aussprechen. Ich musste mich darauf vorbereiten. DAS liebe:r Leser:innen kommt mindestens nach dem eigentlichen Tod deines Kindes. Wir arbeiteten an meinem Selbstbewusstsein, an meinem eigenen „ichglaubemir“ Film. Ich lernte mit Stress und solchen Begleiterscheinungen umzugehen. Und ich lernte Dinge zu akzeptieren. Ich kann die Welt nicht retten und schon gar nicht die Welt anderer. Ich kann auch nicht die Welt meiner eigenen Kinder retten, es ist ihre Welt. Ich darf nein sagen, ich darf auch sagen, wenn mir etwas zu viel wird. Ich darf auch etwas scheiße finden und ich darf auch meine Kinder scheiße und gemein finden. Und ich bin nicht für Benehmen, Nichtbenehmen und Handlungen anderer verantwortlich.

Mein Kind zog dann noch 2 mal um. Mit 18 Jahren zeigte sie dann allen das sie genug hatte und wurde selbständig. Erst nur holperig und mit Schwierigkeiten, aber letztlich hat es geklappt. Wir haben nie den Kontakt verloren und waren immer für sie da. Wir begleiteten sie überall hin, jede Klinik und jeder Therapeut. Ich wurde nicht müde meine Pflicht zu erfüllen. Als gute Mutter. Und bisweilen war ich echt nicht mehr im Stande den Sinn dahinter zu verstehen. Unser Verhältnis ist heute wieder ok. Mein Vertrauen ist ein Stückchen zurückgekommen, Meine Angst um sie und ihre Dämonen nicht! Ich habe nach wie vor Angst, weil sie ihre Sorgen und Erfahrung nie aufgearbeitet hat und diese sie wieder einholen können.  Denn, kein Kind, kein Ehemann, schönes Haus oder guter Job schützt dich vor deiner Vergangenheit. Das ist eine Weisheit die ich belegen kann!

Unsere Töchter sind heute ein gutes Team. Sie haben sich arrangiert und sind wieder vereint. Auch ich werde integriert und dar ein Teil der Harmonie sein, was mich sehr stolz und glücklich macht. Danke dafür meine Lieben!

i’m fine by know – somedays

Unsere verRÜCKTe Wohnsituation – damals

Wenn ich hier von unsere spreche, dann meine ich die von mir, meinem Mann und den Kindern. In dieser Geschichte schreibe ich nicht nur über die Zustände, Umstände und Herausforderungen. Nein, ich werde hier auch über das Nichtbenehmen und Verhalten meiner biologischen Saatzüchter schreiben. Ein schmerzhaftes Kapitel, denn daran erinnere ich mich natürlich nur zu gut. In dieser Zeit habe ich das erste Mal gesehen und wahrgenommenen wie wenig ich eigentlich ernst genommen, respektiert und unterstützt wurde. Möglicherweise habe ich auch eine ganz eigene, verschobene Wahrnehmung diesbezüglich, aber so empfinde ich es.

Im Jahr 2004 hatten mein Mann und ich die wunderbare Idee ein Haus zu kaufen. Die Wohnung wurde zu klein, der Vermieter unnett und etwas Neues im Leben musste her. Eines meiner alten, nie ganz abgelegten Gewohnheiten. Wir schauten uns um, machten Termine bei Banken und rannten und die Stelzen wund. Gar nicht so einfach, unverheiratet mit zwei Kindern und nur einem Einkommen. Wir fanden ein Objekt, einige Häuser neben meinen Eltetn, im selben Ort, wo ich schon wohnte. Warum fragst du dich? Ich wollte die Nähe, das Gefühl noch zu ihnen zu gehören, nicht vergessen zu werden. Ich weiss nicht woher diese so merkwürdigen Gedanken und Gefühle herrühren, aber ich kenne sie seit ich denken kann.  Und natürlich wollte ich die Hilfe meiner Mutter nicht missen. Wir gingen also zur Bank und machten die Finanzierung klar. Eine Bestätigung der Bank war zugesagt. Das Haus wurde dann notarielle gekauft. Ich kaufte es allein, da wir die Sicherheit wollten, das eine Person allein es tragen kann. Ich wollte auch die Gütertrennung, da mein Mann Altlasten aus erster Ehe mit sich trug. Einen Tag nach der Vertragsunterschrift kündigte mir die Bank die Finanzierung.  Wow! Das ist eine Sache, die kann dir die Welt aus den Fugen kloppen. Da stand ich nun mit einem Haus, aber keiner Finanzierung. Die Gründe waren einfach: die Bank wollte uns beide auf biegen und brechen in den Finanzierungsplan. Wir aber nicht. Nun war eile geboten, es war der 26.12. und zum 01.01. enfiel die Eigenheimzulage oder irgendwie sowas, für die zwei Kinder. Finde mal eine Bank, die zwischen den Tagen Bock auf so einen Kram hat. Mein Mann fand eine. Der Kauf ging ohne größere Vorkommnisse über die Bühne. Wir mussten die Wohnung zum 31.05. kündigen. Und dann ging der Stress erst richtig los. Wir begannen total euphorisch an zu renovieren. Mein Exelternteil hatte viele kluge Ratschläge und war gut in Reden schwingen. Mein Mann ist ein Perfektionist, und das was er zustande bringen will muss lang und intensiv recherchiert werden. Dies hat sehr viele Vorteile und mindestens genausoviele Nachteile! Und mit mir als angstlebtinmir Typ schon mal keine gute Basis. Das Haus war unmöglich in eine bezugsfertige Hütte zu bringen, in der Zeit. Es war eine Bruchbude. Vor die uns niemand gewarnt hat. Auch nicht der schlaue Redenschwinger. Er hat allerdings so viel dazu beigetragen das auch der einigermaßen akzeptable Zusammenhalt zwischen ihm und meinem Mann gänzlich zerbrach. Unser Haus wurde ein Rohbau. Die Wände brachen wegen maroden Mauerwerk ein, die Fussböden waren so marsch das wir im lehmboden standen, wenn wir nur kräftig traten. Es war nass und verpfuscht. Wir mussten aus der Wohnung raus. Aber wohin sollten wir, ohne doppelte Belastung zu tragen finanziell? Meine Eltern erlaubten das wir in deren Gartenhütte mit Duschbad und Tresenküche zogen. Eine Holzhütte, unisoliert, 1 Zimmer und sehr klein. Es reichte uns. Wir mussten nicht auf die Strasse. Mein Exelternteil ist ein Bauprofi – NICHT! Die Sicherung flog regelmäßig beim Duschen heraus, der Strom war labil… Wir wurden es auch. Mein Mann war 24 Std am Bau, das Geld viel zu knapp und ich mit zwei Kindern kurz vor schulantritt und selbst am Arbeiten überfordert. Aber das Geld musste her. Ich begann im Haus meiner Eltern für uns alle zu kochen, zu putzen und irgendwie nützlich zu sein. Ich wollte abnehmen,  mein Exelternteil auch. Ich kümmerte mich um die gesunde Ernährung. Meine Mutter nahm die Kinder oft zu sich. Kochte dann und wann Mittag für meinen Mann, aber eher selten. Die Situation spitze sich zu. Wir störten und mein Exelternteil störte es noch viel mehr das mein Mann einfach nicht machte was er wollte am Haus. Wenn er es hätte gemacht, wären wir längst eingezogen. Jup… glaube ich sogar. Wir wurden rausbefördert. Ich habe meine Eltern an einen Tisch geholt und allein mit ihnen gesprochen.  Vorwürfe wir würden uns nicht genug anstrengend, nur Geld kosten und Unruhe bringen, dementierte ich und belegte es. Es nütze nichts. Wir hatten nur die Möglichkeit ins Haus zu ziehen. Ohne Decken, der Dachstuhl war zu sehen, keine verputzen Wände, keine funktionierende Elektrizität und kein Raum mit Heizung. Ok. Schaffen wir auch noch. Das war aber nicht so. Eine Freundin meiner Busenfreundin half uns mit einem Wohnwagen! Das größte, was mir bis heute an Segen widerfahren ist. Er war alt, muffig und sehr eng. Egal, zum schlafen völlig ausreichend. Tagsüber waren wir behelfsmässig im Haus. Wir bauten uns eine Küchenzeile aus alten Geräten, wuschen im intakten Badezimmer uns und den Rest des Hauses. Dann kam der endgültige Bruch zu meinen Eltern sehr schnell. Auch mit meiner Mutter.  Zeitgleich hatte ich ja noch den Spaß mit dem Kindesvater. Gerichtsverfahren und solche Dinge. Er hielt sich an meine Mutter, suchte uns. Und sie gab immer fröhlich Bericht bei ihm ab. Über die Besuchskontakte hinaus wusste er somit recht viel von uns. Irgendwann bekam ich ein Telefonat mit. Ich war geschockt. Sie hat mich betrogen und meiner Sicherheit beraubt. Das war zu viel für mich. Ich schrieb ihnen einen sehr langen Brief. Ich erinnere mich nicht mehr genau an den Inhalt. Ich könnte ihn lesen, er liegt bei uns. Meine Eltern haben ihn beim Auszug aus ihrem Haus hinterlassen. Meine Familie hat mich erneut zutiefst verletzt, hintergangen und getreten. Nicht für MICH bat ich um Asyl, um Verschwiegenheit, Anstand und ein gutes Miteinander,  nein für unsere KINDER. Meinen Eltern war es egal wo wir blieben. Hauptsache wir waren weg. Ich bin kein Arschloch, ich habe ein tief verankertes Rechtsempfinden und habe darum auch nie den Bruch zwischen den Kindern und ihren Großeltern vollzogen. Sie konnten jederzeit zu ihnen hinüber. Damals war ich noch ein „ich hatte eine schöne Kindheit“ Seele. Die Fassade bröckelt aber da schon. Mit dem cut zu dem Exelternteil kamen die leichteren Gedanken, der Druck fiel ab, die innere Schwere wurde anders. Und es kam die andere Seite dazu.  Der Blazer rutschte zur Seite und der Fleck in der Bluse wurde mehr und mehr sichtbar. Hinzu kam das nicht mehr vorhandene Geld. Wir hatten keine Finanzierung für eine Kernsanierung. Mussten nachfinanzieren und waren extrem belastet durch die Wohnsituation. Mein Mann konnte nur noch vorsichtig bauen, wir lebten ja mitten drin! Alles in allem haben wir knapp 5 Jahre gebraucht um das Haus in ein Neubau zu verwandeln. Einige Kleinere Erscheinungen sind noch vorhanden. Das Bad haben wir erst Jahre später saniert. Es tat uns immer treue Dienste. Fertig wird man nie. Aber innen ist es top geworden. In dieser Zeit habe ich nach und nach eine Annäherung an meine Eltern gewagt. Meine Mutter hat sie dankend angenommen, mein Exelternteil nicht. Und ich ehrlicherweise auch nicht. Knapp 4 Jahre nach fertigstellung des Hauses erlitt ich einen Burnout, hatte einen Schmerztablettenentzug und ein mental-reset. Ich war überarbeitet, mit zig Nebenjobs völlig ausgepowert und geistig nicht mehr ruhig zu bekommen. Etwa 9-10 Jahre nach dem Hauskauf hatte ich dann meinen Burnout zwar überstanden aber meine PTBS im vollem Umfang zu Tage befördert. Irgendwann kurz vor dem totalen Exitus von mir, trennten sich meine Eltern. Von  dem Tag an war für mich klar das ich meiner Mutter beizustehen habe! Der innere Weg für meine seelische Aufarbeitung war wohl bereit gegangen zu werden. Das wusste ich da natürlich nicht. Ich hatte am Tag als ich von Schwester 2 erfuhr was los war, sofort das Gefühl ich muss jetzt Verantwortung für Mutti übernehmen. Warum? Ich weiss es nicht. Ich weiss es bis heute nicht. Das Haus meiner Eltern hatte eine Schuld von meinem Haus als Sicherheit. Und als es verkauft wurde, wurde auch diese Schuld beglichen. Somit schuldet ich beiden Geld. Ich bot den entsprechenden Betrag, den ich auch als Abtrag tätigen, zu gleichen Teilen beiden an. Meine Mutter nahm es an und bekam es monatlich. Er wollte mehr. Dieses Abbezahlen reichte ihm nicht. Es dauerte ihm zu lange. Er versuchte es mit einem Anwalt. Er hatte kein Glück. Die Finanzierung für mich stand fest. Mehr ging nicht. Er verzichtete dann ganz. Muss niemand verstehen. Das Drama für das Endergebnis war so sinn- und nutzlos wie er selbst. Unser Haus hat er nie betreten. Er weiss nicht wie es fertig ausschaut. Zu Familientreffen gehe ich nicht mehr, und wenn, nur wenn er nicht erscheint. Zu Beginn war das heftig. Er wurde noch überall eingeladen. Ich auch. Und wer war die Dumme, die die mal wieder herumspinnte? Genau. Mitlerweile hat er an Ruhm und Beliebtheit verloren. Seine Anwesenheit ist mitlerweile ähnlich wenig erwünscht wie meine. Ich bin ihm noch ab und ab begegnet, durch unsere Kinder. Das sollte sich aber auch schlagartig ändern.

Meine Eltern verkauften damals kopflos alles. Sie hatten es eilig voneinander los zu kommen. Er mehr als sie. Sie leidet noch heute laut! Es ist wohl auch schon 8-10 Jahre her. Mein Zeitgefühl will immer nicht so. In dieser Verkaufs- und Aufräumaktion fand ich mich inmitten alter Bilder, Erinnerungen die keine waren und Traumata wieder. Ich war zerrissen. Ich wusste nicht wohin mit mir. Es ist nicht zu beschreiben. Ich war nicht über die Tatsache traurig das zwei Erwachsene sich trennten. Ich wusste was er ihr jahrelang antat. Ich wusste nur nicht was diese Trennung auch mir antun würde, aber irgendetwas würde passieren, das spürte ich. Und so kam es auch…. Als unsere kleine Tochter (17 Minuten kleiner als ihre Schwester) meine Welt erneut ins schwanken brachte. Und aus diesem schwanken wurde ein Orkan der ersten Klasse. Das schreibe ich dir dann.

Schwanken – wenn die Stimmung schwankt.

Noch ist mir meine Schreiberei nicht wieder zugeflogen. Es scheint etwas zu klemmen bei meinen Schubladen. Ich habe immer mal wieder Erinnerungsversuche, wie z.B. den Versuch mich an die Einschulung meiner kleinen Schwester zu erinnern. Sollte ja nicht so schwer sein, sie war 6 und ich demzufolge 11. Ich habe da rein gar nichts zu sehen. Ein Loch, ein Fleck oder einen Tunnel ohne Licht. Vielleicht kommt da irgendwann etwas. Und wenn ich so krampfhaft versuche einen Spalt einer Schublade hervorzuziehen, dann ist das für mich wie ein Marathon. Ich strenge mich an, ich versuche es über Umwege, die mir vermeintlich als Abkürzung vorkommen, natürlich versuche ich es mit vorhandenen Erfahrungen zu verknüpfen. Aber es passiert nichts, außer diese unwahrscheinliche Kraftverschwendung. Ich bin dann erschöpft, innerlich leer und verfalle in dunkle Gemütszustände. Das ist nicht geplant oder gewollt, das kommt von ganz allein und unbewusst. Ich kenne Menschen, die können diese Sache mit den dunklen Gedanken denken nicht nachvollziehen. Gar nicht verstehen. Diese daher gesagte „einfach mal raus an die frische Luft“ Metapher ist da allgemein bekannt und genauso allgemein nutzlos. Nein, es hilft mir nicht mich unter Menschen zu begeben, mich mal die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen, mich guter Gespräche hinzugeben oder die Seele baumeln zu lassen. Meine Seele, meine Worte, mein Lächeln, meine gute Gesellschaft, all das ist dann im Nirgendwo versteckt und hat keine Lust sich zu zeigen. All dies dann hervorzukramen ist ebenso aufwendig, kraftanstrengend und unerträglich wie der Istzustand als solches. Das kann kein Mensch nachvollziehen oder im Ansatz verstehen, der nicht selber mit den Freunden der Dunkelheit lebt. Und für mich insbesondere, ist es bitter zu sehen wie es sich nicht verändert. Es kommt und geht, es bleibt und verweilt, es genießt und zermürbt. Mich können dann kleine „Alltags-Normalität“ aus der Bahn werfen, mich traurig machen, mich zum Grübeln bringen. Selbstverständlichkeiten für meine Mitmenschen, Unverständnis und die Tatsache das ich doch immer funktioniere, können mich dann unwahrscheinlich verletzen. Warum verstehen sie nicht das mich der Ausflug jetzt nicht glücklich macht. Warum verstehen sie nicht das mich eine Umarmung gerade stört, die Enge, die Nähe, die Aufdringlichkeit besonders nett zu sein. Ich möchte dann einfach nur unsichtbar sein. Es gibt Zeiten da schlägt diese mentale Abwesenheit auch in Wut und Aggression um. Dann trifft es oft meine engsten Vertrauten. Da kommt all die Wut hoch, die ich sonst lächelnd hingenommen habe. Diese Wut ist aber nicht die, die endlich mal das Licht der Welt erblicken sollte, nein das ist diese Wut, die einfach nur ein anderes Ventil für völlig zusammenhanglose Situationen ist. Für diese PTBS existenten Menschen wie mich (und ich finde es eigentlich blöd dieses Syndrom zu haben, müsste doch irgendwann mal wieder weg gehen – kann doch nicht die Entschuldigung für alles sein?), ist es leider genau so schwer damit zu leben, wie mit den Angehörigen und Freunden, Arbeitskollegen und Vorgesetzen. Wir haben kein Handbuch oder Ablaufplan was als nächstes kommt. Ich kann nicht sagen, oh mein Zyklus ist bald da, ich werde nächste Woche wohl wieder weniger nett sein, weniger aktiv, mehr müde, mehr schweigsam oder oder. Ich bin ein Knallbonbon mit Fehlzündung. Ja, so kann ich es wohl behaupten. Es gibt auch Zeiten, da stelle ich mir selbst die Frage des Warums. Warum belässt du es nicht einfach dabei, warum hinterfragst du die Dinge so intensiv, warum nimmst du deine Umgebung nicht als Geschenk, warum störst du dich an den Störigkeiten der Anderen, warum störst du dich an dir selbst? Ja, gute Frage sage ich mir dann. Meine Antwort lautet dann manchmal: weil ich gern den Grund für mein Warum kennen möchte, ihn akzeptieren und mit ihm besser leben möchte. Nicht nur die Überschrift, nein ich würde auch gerne den Roman nach der Überschrift lesen. Ein anderes Mal lautet meine Antwort: weil ich dieser befleckten Bluse sehr gern die Grundreinigung verpassen würde, die sie verdient. Auch wenn möglicherweise immer ein Schatten der Flecken zurückbleibt, hätte ich gern den Versuch gewagt. Ich bin nicht der Typ der Dinge einfach so hinnimmt. Und wieder eine andere Antwort lautet evtl.: Weil ich diesen Drang nach Aufklärung und eigener Existenz nicht ausweichen kann. Ich habe dieses innere Treiben mein ICH kennenzulernen, es lieben zu lernen und es bei mir einziehen zu lassen. Und jetzt liebe:r Leser:in, liest es sich so wunderbar einfach. Nimm dir die drei Antworten und arbeite sie ab, könnte deine einfache Hilfe sein. Oh wie gern würde ich dies tun. Das Dumme dabei ist nur, das wir traumatisierten Menschen, die mit den multiplen Komplexen und daraus resultierenden Macken, die einen zum Erstarren bringen, genau durch diese Begleiterscheinungen ausgebremst werden. Du könntest es dir in etwa so vorstellen: du gehst zu deinem Sportverein und meldest dich erfolgreich zum Schwimmkurs an. Jeder sagte dir das du wie gemacht bist für das Schwimmen. Angemeldet gehst du also zum ersten Training. Oh verdammt, du hast leider vergessen deinen Schwimmanzug einzupacken. Macht nichts, dann eben der theoretische Unterricht vorab. Das nächste Training läuft besser, du bist motiviert, du bist vorbereitet, es kann nur gut werden. Ist das denn zu glauben? Nun hast du ganz übersehen das die Schwimmhalle geschlossen hat wegen der Ferien. Ein weiteres Mal gehst du natürlich wieder hin, aber du hast den ersten Teil deiner Motivation inkl. der Theorie vergessen und beginnst wieder von Vorn. Es ist also immer ein Ausbremsen von Symptomen wie Angst, Blockaden, Erinnerungslücken, Handlungsunfähigkeit, mangelnde Motivation, Übermut, falsche Euphorie oder schlichtweg das Vergessen! Und selbst wenn ich das alles ausblenden oder übergehe könnte, die Folgeerscheinungen, mit den gewonnenen Erkenntnissen, kann ich die tragen? Wer fängt mich auf, will ich aufgefangen werden, kann ich die Flugrichtung kalkulieren? Diesen Weg, den muss ich alleine gehen – kann und sollte ich aber nicht. Er ist zu gefährlich und unwegsam. Du siehst, Widersprüche und Umwege sind keine Seltenheit in der Lebenswelt einer Frau wie mir. Kannst du damit leben? Kannst du als Begleitperson damit umgehen? Willst du ein Teil von so etwas sein? Wenn du das nächste Mal mit Menschen sprichst, die dir komisch, anders und irgendwie unklar oder gar dumm vorkommen, frage dich einmal: könntest du mit der Geschichte deines Gegenüber jeden Tag aufstehen und zurechtkommen? Mit der Tatsache das die Geschichte die du zu lesen versuchts, so schwarz ist, dass sie nicht zu entziffern ist.

Mir ist nicht immer zumute gut zu sein, nett zu sein oder einfach zu sein.

I’m fine … as long it takes

Ausblick

W – Windeln W – Wunderlich W – Wahrheit oder das WorldWideWeb

Mein Mann, das ist so eine Sache mit meinem Mann. Gut, mit mir auch, aber mein Mann kann schon sonderlich sein. Ich weiß das so genau, weil er es mir alles erzählt hat. Gleich vorab muss ich sagen das ich diesen Text vor dem Hochladen zu seinen Händen geben sollte. Er wird hier unfreiwillig auch ein Stück seiner Identität preisgeben – oder das was sein Dasein ausmacht. Wozu sollte ich das tun? Ist das notwendig? Ja, das ist es! Ohne seine Offenheit, seine sanftmütige Weise mich in eine Welt eintauchen zu lassen, ohne seine Erfahrungen (mit denen er mir sehr viele Jahre voraus ist) hätte ich all das nicht entdecken, erleben und leben können. Mein Horizont, meine Erfahrungen und mein Mut hätten mich das allein nie herausfinden lassen. Okay, wovon rede ich hier eigentlich? Just as simple. Es war so: Unsere erste Begegnung nackt und mit Körperlichkeiten war schon komisch. Ich hatte das Gefühl er war anders. Was er von mir dachte möchte ich gar nicht erst hinterfragen 😊 In meiner kleinen Welt musste es schnell gehen, kein großes Kino und schon mal gar keine langen erotischen Experimente bitte. Ich habe keine Ahnung wie ich dazu gekommen bin ihm klare Anweisungen zu geben, wie ich es gerne hätte. Kam halt so. Im Nachhinein sagte er mir, das ich schon eine sehr klare Art und Weise hatte, ihm deutlich zu machen mich ja nicht zu enttäuschen. Ach ja? Hatte ich so nicht in Erinnerung und meine Absicht war es schon gar nicht. Nun, er gab wirklich sein Bestes. Natürlich war es nicht genug, wann ist es mir schon genug, außer es ist zu Ende. Ich merkte das auch er irgendwelche Hemmungen oder Blockaden hatte. Schön, endlich mal einer der auch Anstrengung brauchte beim Sex. Er probierte bei mir eine dominante Seite aus, hilfe, was ist in dich gefahren?! Lass das bloß bleiben mein Freund! DAS sollte auf keinen Fall bei mir in meiner Daunenkiste stattfinden. Ich übernahm die Sache nun. Unter uns gesagt, sorgte ich dafür das dieser Mann endlich zum Ende kam und ich meine Ruhe hatte. Das imponierte ihm – wie ich später erfuhr. So fing es eigentlich an. In endlosen Gesprächen, durchnächtigten Teesessions mit Zigaretten und millionen gesprochenen Worten kamen wir uns näher. Mental. Nicht körperlich. Es war alles andersherum als bisher. Mein Mann erzählte sehr vorsichtig von seinen Erfahrungen im Leben zwischen den Beinen. Auch er hatte eine besondere Geschichte die ihn prägte, die ihn zum dem machte, der er war (ist). Ich kann dir heute nicht mehr so genau sagen ob es Schlüsselmomente oder Worte waren, die mich dazu brachten einmal das Internet zu durchstöbern. Aber es war eine Art um herauszufinden was mir wohl gefallen könnte. Ich erinnere mich gern daran zurück das die ersten Chaträume bei WEB.DE total faszinierend für mich waren. Es gab einen Raum der nannte sich SM Chat, ein anderer wohl BDSM, oder Dom und Sub, sowas eben. Mein Mann sagte ich solle mir die Seiten, die Möglichkeiten und auch das Was und Wie und Wer einmal genauer anschauen. Tat ich auch. Ich knüpfte Kontakte und fing an mit wildfremden Menschen zu scheiben. Niemals traute ich mich … weiter geht es auf meinem Blog!

Ozean 🌊AnnenMayKantereit

Ich hab‘ gedacht, ich hab‘ sie abgehängt
Aber sie holt mich immer wieder ein
Sie tut mir bis heute weh
Und hat mich so oft abgelenkt
Vielleicht brauch‘ ich noch mehr Zeit
Ich will nicht traurig sein und ich will nicht drüber reden
Ich will der ganzen Scheiße nicht nochmal begegnen
Ich will nicht traurig sein und ich will nicht drüber redenIch will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit
Ein Meer zwischen mir und allem, was war
Ich will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit
Ein Meer zwischen mir und allem, was warIch liebe meine Freunde
Und wie wir miteinander sind
Trotzdem muss ich möglichst schnell irgendwo anders hin
Irgendwo, wo im Winter die Sonne scheint
Wo ich allein und ohne Vergangenheit von vorne anfangen kann
Vielleicht lerne ich irgendwann, verzeihenIch will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit
Ein Meer zwischen mir und allem, was war
Ich will ein Meer zwischen mir und meiner Vergangenheit
Ein Meer zwischen mir und allem, was warIch will einen Ozean
Ich will einen Ozean
Ich will einen Ozean
Ich will einen Ozean
Ich will einen Ozean
Ich will einen Ozean

i’m fine … allerdings ist der Fleck nicht weg …

take two – get one

Ich kann behaupten das ich meine Sexualität noch nicht gefunden habe, zumindest zum dem Zeitpunkt von dem ich heute berichte. Sie muss noch in meiner Kindheitsschublade stecken. Es war im Grunde genommen so, bis zur Vereinigung mit meinem Mann. Bis dahin habe ich nichts von Sexualität, die Vorzüge des Körpers, des Gefühls und meine eigene Identität gewußt oder erfahren.

Aber bitte keinen Jubelschreie zu diesem Zeitpunkt. Auch mit meinem Mann war ich nicht plötzlich vom Seelenraub geheilt. Allerdings habe ich mir ja geschworen jetzt alles besser zu machen – für mich! Du ahnst es schon, dazu komme ich weiter unten 😉. Alles was ich erlebte war die erfolglose Suche nach der Lust, von denen um mich herum mit großem Erfolg berichtet wurde. Natürlich war ich nicht so naiv zu glauben das alle Welt den geilsten Sex hat, nur ich nicht. Ich kann behaupten dich schon reichlich mit meinen fehlenden Empfindungen zugetextet zu haben, darum schreibe ich dir nun wie das in meiner Praxis aussah. Vielleicht ist es langweilig, nicht außergewöhnlich oder gar abstoßend für dich, aber dann darfst du dir in etwa vorstellen wie es mir erging und z. T. noch heute ergeht. Ein guter Mann, ich mochte ihn sehr und habe ihn in meinem Herzen. Warum? Weil er nie etwas wollte, er drängte mich nicht, er verlange nichts und er genoss einfach meine Gesellschaft. Nenne ich ihn mal Ma. Kennenlernen erspare ich uns, unwichtig (nur so viel: es war sein Freund, mit dem ich einen Reinfall hatte und mich zu ihn brachte) Ma war wohl selbst voller tiefer Enttäuschungen – zumindest erinnere ich mich an die letzte gescheiterte Beziehung bei ihm. Auch sein Leben schien mir holperig gewesen zu sein, bis zu einem Punkt und später erneut. Vorab erneut ein Spoiler: er hat mich „verlassen“, zog weg und war in eine neue Welt eingetaucht. Ich war noch nicht fertig mit uns… Wie es weiter geht? Schau auf meinen Blog.

Musik macht vieles für mich, was ich nicht greifen kann.

Zum Beispiel Gedanken sortieren, Worte finden, Stimmung verdeutlichen, den Körper in Bewegung bringen und eine Botschaft übermitteln. Ich höre auf meiner Arbeit fast immer Musik, während ich Menschen zu dem verhelfe was sie sich schon lange wünschen. Zum echten Leid meiner Kunden singe ich sogar mal mit. Ich mochte früher gern die Musik in englischen Worten. Das ist heute etwas anders. Nein, ich habe die englische Sprache nicht verlernt, aber ich mag die deutschen Texte durchaus – und ich meine nicht die Fischerfraktion. Es darf querbeet sein. Ina Müller zum Beispiel, die kann ich nicht ununterbrochen hören. Aber einige Lieder sind schon sehr speziell. Ganz eindeutig und spricht mir aus der Seele. Oder Philipp Poisel, herrlich schnulzig mit einer gewissen Depression. Ich habe ein Shirt mit dem Aufdruck “ hello darkness my old friend“ das, mit seiner Musik gepaart ist einmalig. Haudegen ist auch mal ganz nett. Die „Bösen Onkelz“ verwöhnen mich mit dem Lied „Kirche“ obleich wir ja wissen das ich den Club zu meiner Kindheit als gute Hütte in Erinnerung habe. Wenn also gar nichts mehr geht, Musik hilft.

Wahrheiten

Die Wahrheit tut weh. Im Grunde genommen will niemand die Wahrheit hören, ganz besonders nicht, wenn sie einem nahe geht. Manchmal sagen wir die Wahrheit, weil wir dem Anderen nicht mehr geben können, als die Wahrheit. Manchmal sagen wir die Wahrheit, weil wir sie laut sagen müssen, damit wir sie selber hören. Und manchmal sagen wir die Wahrheit, weil wir einfach nicht anders können. Manchmal ist es aber auch so, daß wir die Wahrheit sagen, weil wir dem Anderen wenigstens das schuldig sind!

Was stimmt denn mit dem System nicht?

Heute, nach edlichen Absagen von potentiellen theraoeutischen Fachkräften, bin ich mir sicher! Mir geht es offensichtlich gut, viel zu gut. Anders kann ich mir meinen versäumten Eintritt in die Welt der bescheinigten Irren nicht erklären. Und bevor hier jetzt einige Leser:innen das Gefühl bekommen ich würde sie beleidigen, NEIN! Wenn einer unter uns die totale Vollmeise hat, bescheinigt, dann ich. Und somit habe ich die Lizenz so zu sprechen. 😂 Und mit genügend Humor lässt es sich damit gut leben, versuche es mal. Aber das wollte ich ja gar nicht loswerden. Herrje, ich schweife ab. Eine Therapie zu bekommen ist in Deutschland aktuell wie einen 6er im Lotto zu gewinnen – ohne je einen Schein abgegeben zu haben! Wie kann das sein? Und wenn du einen der, teils echt unfreundlichen Menschen, deine ganze Scheiße anvertraust, bekommst du EVENTUELL einen Platz auf der Warteliste zu 2022. Ich kann mich darüber nur wundern. Ist das eine Art methodisches Vorgehen, neue Psychotherapeuten und Psychologen zu schaffen? Denn in der Zeit habe ich mein Studium vermutlich selbst erfolgreich beendet. Ich fühle mich direkt geheilt.

i´m fine…

Einen Gruß an alle Mamas

Besonders an die Heldinnen, die täglich alles geben um es ihren kleinen und grossen Kindern besser zu machen als es ihnen erging. Ich weiss wovon ich spreche. Nicht immer ist es toll Mama zu sein, nicht immer die Kraft vorhanden um zu lächeln und die Liebe im Überfluss zu versprühen. Die dunklen Wolken warten nicht auf klare Sicht. Auch Mamas weinen, fühlen sich mal einsam und verletzt. Da helfen keine Blumen! Ich habe mir nie Blumen gewünscht, ich konnte mich daran nicht erfreuen. Heute schenke ich sie mir selber. Ab und an, von Herzen und ganz bewusst. Mach du das auch liebe Kämpferin! ❤🖤❤

SEX- U- all- ität

Dieses Wort, zerpflückt bedeutet für mich: Sex= die Interaktion von Körper-Handlung-Reaktion, U= DU (ICH) ich bin dabei, integriert und involviert, ität= irgendein Täter. Alles in Allem alslo keine positive Assoziation.

Das lasse ich einfach mal so stehen. Solche Wortstückeleien kann ich mit vielen Weiteren füllen. So in etwa spiegelt es auch mein Schubladendenken wieder. Ich werde durchaus mit unverstanden werden konfrontiert, wenn ich berichte wie meine Rückerinnerungen funktionieren. Es scheint oft nicht greifbar oder nachvollziehbar für Außenstehende, wie der Prozess und das „damit Leben“ so schwer sein kann. Gern kommen Tipps wie: lass doch einfach los, akzeptiere dich wie du bist, genieße das hier und jetzt. Du kannst dir natürlich nicht vorstellen wie oft und intensiv ich all diese völlig normale Lebensweise probiere. Kennst du den Film: täglich grüsst das Murmeltier? So in etwa ist mein Leben mit der Vergangenheit. Nicht so aktiv wiederholend wie im Film, aber dennoch immer mal wieder. Dann habe ich alles vergessen, was ich schon bearbeitet habe, oder abgeschlossen hatte. Leider öffnete sich dann eine Schublade und lacht mich an. Zeigt mir den 🖕🏼 und wünscht mir fröhliches Schaffen mit den neuen Impressionen. Das können Bilder, Gefühle, Gerüche oder auch völlige Leere sein. Meine Antwort also auf die gutgemeinten Tipps: ja, das mache ich mit Leib und Seele, solange wie es eben geht. Ich habe keinen Einfluß auf meine versteckten Dämonen, wir nähern uns aber immer aufs Neue an. Mal gewinne ich, mal er.

Da ist sie wieder – die weisse Bluse!

Hier ist das Wunderwerk „Gedanken“ wieder. Nach meinen ersten vollbrachten Schriften im Blog, habe ich mich getraut meinen Gedanken nachzugehen. Ich wollte einmal „schauen“ was meine Schubladen an dunklen Schnipseln noch liegen hat. Tja, nichts. Es war gar nicht zu finden. Eine strahlend weisse Bluse habe ich an. Kein Fleck! Verdammt nochmal. Das macht mich verrückt. Das gibt mir den Glauben, ich spinne, ich bilde mir alles ein, ich tue allen Menschen aus der Vergangenheit Unrecht. Herrje, was ist das bloß? Du könntest jetzt sagen: toll grosse Melanie, du hast keine schlechten Erinnerungen mehr, keine Angst, kein Wirrwar und und und. Naja, wäre es auch. Aber was waren denn dann meine letzten Jahre Tortur mit mir? Alles nur der Bühnentanz? Aufmerksamkeit erhaschen? DAS ist genau mein Problem im Kern. Was stimmt denn da nun?

Guten Morgen – hier bin ich.

Heute schreibe ich, mein grosses ICH. Nach einem recht ruhigem Wochenende mit Übernachtungsgast von meiner Enkelin (Mini-Love) bin ich tatsächlich ruhig. Der Sturm der letzten Woche hat sich beruhigt. Bestimmt auch deswegen, weil ich dich, liebe:r Lesende:r nun als Zuhörer habe. Aber was hat mein Sergeant immer gesagt: es dauert so lange wie es dauert. Genießen sie die Zeit des seichten Wassers. Ich habe zudem ein Ziel 😊. Aber wer an der Küste lebt, der weiss wie schnell der nächste Sturm aufziehen kann. Ein wenig möchte ich von mir noch preisgeben – wenn die Zeit gekommen ist. Ich ermutige dich, liebe:r Leser:inn mich gern bei Fragen zu kontaktieren. Ich bin auch hier, um für Aufklärung und „ich bin nicht allein“ bemüht zu sein. Ich werde weder Studien, Statistiken oder andere Ergebnisse zum Thema Missbrauch, Dissoziation, Abspaltung, Folgeerscheinungen und therapeutische Bezüge zum Thema bieten. Das ist nicht meine Aufgabe 😉.

Ich bin ready meinen Fleck zu bearbeiten. Ob er wohl verschwindet, sich mir anpasst? Wir werden sehen.

Fragen

Die oberste Frage, die sich mir gerade stellt:

Was darf ich hier eigentlich alles schreiben? Was ist zu intim, was zu detailliert? Ich meine das so ganz generell. Ich habe nämlich auch ganz schön viel Lustiges, Skurriles und wirklich Besonderes erlebt.

Wenn du magst, kannst du mit mir in die Welt voller Geheimnisse, erotischer Entgleisungen und total normalen Dramen gleiten. Aber genau da ist die Frage wieder. Was in Herrgottsnamen sollte ich preisgeben? Da fällt mir ein, ich bin katholisch. Sollte das wen interessieren. 🤣 Die haben ja immer irgendwie eine Büchse der Pandora bei sich. Die nächste Frage ist: in chronologischer Reihenfolge schreiben, oder so, wie es mir in den Sinn kommt? Da ergibt sich die Antwort vermutlich schnell von allein. Ich bin eine Chaotin der Worte und Gedanken. Ist dir schon aufgefallen? Jo, das bin ich. Von sternzeichen Zwilling. Vielleicht hast du beim Lesen auch das Gefühl mich zu kennen? Ja, kann sein. Ich habe schon einmal ein online Tagebuch geführt. Leider ist alles futsch. Die Seite wurde deaktiviert. Damit auch meine Motivation zu schreiben. Aber hey, hier bin ich wieder.

i’m fine

Nur, wann geht der Fleck denn weg?