Ich sollte damit beginnen: mir geht es gut. Meinen Besuch beim Traumatherapeuten habe ich wahrgenommen. Ob er dann in die engere und einzige Wahl kommt, wird sich zeigen. Lust habe ich dazu überhaupt keine. Ich denke darüber nach und denke und denke. Die Angst vor der Wahrheit… was ist wenn ich herausfinden das ich einfach nur kindliche Amnesie habe? Habe ich dann der Welt eine Leidensgeschichte aufgetischt, die es nie gab? Mit der Tatsache könnte ich nicht leben. Ich wäre so sehr beschämt, daß wäre ein Todedurteil. Ich muss da noch länger drüber nachdenken. Wenn mir doch nur jemand eine Garantie geben könnte das nichts passiert. Aber, soetwas bekomme ich einfach nicht – in gar nichts und in meinem Leben schon gar nicht. Im Dezember soll ich mich melden, dann starten wir im Januar mit der Therapie.
Mein „nichts“
Die Zeit ist irgendwohin verflogen. Ich habe mitlerweile 2 Brustoperationen hinter mir. Die ich nicht so dramatisch fand wie es klingt. Ja, es ist eine Operation, ja eine blöde Stelle und die Langzeitheilung nervt. Aber der Krebs – der sichtbare, der wurde entfernt. Dafür nehme ich das gern in Kauf. Ich finde der Operateur hat sehr gute Arbeit getan. Meine Brust sieht gar nicht verändert aus. Lediglich etwas weniger gefüllt und leicht verbeult. Die linke Brust macht mir etwas Gedanken, denn weg ist das da drin nicht. Ich sehe und spüre es noch. Naja, warte ich ab was die Kontrolle in 3 Monaten sagt. Für rechts steht nun die Bestrahlung an. Chemo brauche ich nicht – oh lord, thanks a lot! Was ich allerdings nehmen muss, ist die Langzeitantihormontherapie. Was für ein Wort. So lang sind auch die Nebenwirkungen. Und da komme ich wieder zu Part 1 dieses Eintrages. Die Tabletten verursachen unter Umständen schwere Depressionen. Klasse!
Und was macht das nun alles mit MIR? Gefragt hat mich das noch keiner. Ich mich schon. Durch die Tatsache das ich mich nie sonderlich ungesund benommen habe, frage ich mich was der Krebs bei mir sucht. Ich vermute das sich wer gedacht hat: och komm, die schafft das auch noch. Denjenigen möchte ich nicht enttäuschen. Natürlich habe ich darüber nachgedacht was ist wenn mich „nichts“ erneut heimsuchen oder gar dahinraffen sollte. Ja, dann ist das so. Klingt komisch, aber ich wäre damit im Reinen. Mein Leben war nicht oft all zu gut zu mir. Die Sorgen und Ängste machen müde. Nein, ich sehne mich nicht nach meinem Ableben! Ich könnte damit nur umgehen. In die andere Richtung habe ich aber auch gedacht. Wenn ich diesen Warnschuss nun bald überstanden habe, was dann? Möchte ich so weiter leben? Möchte ich etwas ändern?
Ja
Das möchte ich – etwas ändern. Was genau weiss ich nicht. Und Angst habe ich davor nun wirklich. Meine bessere Hälfte ist damit nicht im grünen Bereich. Das macht es schwer. Akzeptanz für eine andere Meinung als meine zu finden ist für mich neu. Es geht hier nicht darum eine neue Geschirrserie auszusuchen. Ich möchte nicht meine zweite Lebenshälfte mit einem Haus verbringen was mich im Anblick nervt (zu gross, zu viel Leestand und damit zu viel Platz zum vollstellen/vermüllen). Es muss trocken und sauber gehalten werden. Ich ich will mich nicht mit solchen Grundsatzdiskussionen genau darüber ärgern. Ich möchte eventuell eine mutige und neue Entscheidung treffen. Vielleicht das letzte Mal in diesem Leben? Der nächste Umzug oder Veränderung wäre dann wohl ein Altersheim, Pflegeheim oder die Kiste. Auch möchte ich mich finanziell nicht mehr so unter Druck setzen. Dazu gehört auch eine Veränderung. Und die kann nur ich angehen. Und nur ich bin dann für die Zukunft verantwortlich, denn nur ich trage die grosse Verdiensttüte nach Hause. Mir wird so langsam bewusst das dies natürlich enorm Stress in mir auslöst. Selbstgemachter Stress natürlich. Und hinzu kommt: Veränderung bedeutet bei mir immer „mich einlassen“ . Allein will ich das nicht, und allein Alt werden schon gar nicht. Und all diese Fragen stressen mich auch. Also muss ich entscheiden: schweigen, weiter machen und keine neuen Träume oder Ziele umsetzten oder das Leben neu schreiben und Licht, Lachen und Mut ins Haus holen. Tja, was tun sprach mein ich…
Aber dieses Mal mehr denn je i’m fine