Wir drehen uns im Kreis Herr Doktor.

Ich bin nicht weg, wo soll ich auch hin. Wenn ich mir das recht überlege, bin ich noch immer in einer „Apothekerkommode“ verhäddert. Eine Schublade öffnet sich, eine klemmt, eine fällt mir auf die Füße und die nächste knirscht. Genau genommen passt der Vergleich sogar richtig gut. Ich renne von einem Arzt zum nächsten und lasse mir sagen wie normal das jetzt eben bei mir ist. Das neue Leben nach dem „nichts“ ist vollkommen gaga. Eine Schublade ist ganz oben – die Vernunftschublade! Die schiebt sich mit Jubel und Konfetti von allein und ungefragt auf. Sie lacht mich hämisch an und sagt: Entschuldigung, was gibt es hier zu trübsalen! Hier, nimm meine Partystimmung und sei dankbar und glücklich. Und Tschüss, wieder zu. Was soll denn dieser altkluge Scheiss der Besserwisserei. Was glaubt denn das Oberstübchen, was ich nicht schon wüsste. Ich gebe mir die allergrößte Mühe so glücklich und dankbar und zum kotzen fröhlich zu sein. Immerhin ist alles vorbei. Genau, knirscht es aus der anderen Schublade. Es ist vorbei. Die friedliche Sicherheit vor dem „nichts“, die Gesundheit, die Sorglosigkeit unumstößlich gesund zu sein. 3 Jahre beschissene Therapie weg. Naja ein bisschen zumindest. Und bevor ich auch nur zu lange in diese Schublade schauen kann, meldet sich die nächste bescheuerte Schublade. Die nennt sich wohl Arroganz oder Scham. Einen Blick hinein und es fliegt mir folgendes um die Ohren: wie kannst du nur so ermessen sein und nur daran denken das es dir nicht gut geht. Was ist das schon – alles Pillepalle. Und wie ich da so versuche diese verflixten Schubladen zuzunageln, vergesse ich wie ich die Ruhe finde. Nun schwafel ich aber wirklich hochtrabend intellektuell. Ich fasse das mal kurz zusammen. Kirmes im Kopf. Das Karussell dreht sich und weder die Richtung noch die Geschwindigkeit ändert sich. Also bin ich wieder hier. Schreiben hilft. Nein, reden nicht. Reden macht es laut und echt. Ich hasse es, wenn mich jemand zum Reden motivieren will. Was soll ich auch sagen! Alles wäre falsch, übertrieben, untertrieben, unvollständig. Und vor allem nicht für andere Ohren bestimmt.
Ich brauche einen Plan.
Zu meinem letzten Kontrollbesuch beim Frauenversteherarzt habe ich schon den Entschluss gefasst: ab jetzt lasse ich mich nicht mehr verrückt machen. Ich lasse mir Zeit bis zum nächsten Termin und ich stelle keine Fragen mehr. Wer zu viel fragt bekommt zu viele Antworten. Wer hat mir denn den bekloppten Vorschlag gemacht eine Darmspiegelung zu machen!? Ach das war ja meine Euphorie und Verantwortungsduselei. Dem Rektalkanal geht es bestens. So der Arzt. Lediglich Spastiken hätte ich am Muskel. Ach guck, sogar da spasste ich ab. Verdammt nochmal, ich hatte nur „nichts“. Das blöde ist nur, aktuell lebe ich in 3 Monaten. Alle 3 Monate Kontrolle. Das ist ein Münzwurf pro Fahrt im Karusell, die 3 Monate dauert. Dann eine neue Münze einwerfen und wieder eine Weile im Kreis drehen. Also ist mein Plan nun auch nur so lala umsetzbar.
Mach das Beste draus.
Positive Sachen gibt es aber auch. Ist ja nicht so als wenn ich nur im Modder lebe 😄 Meine Schwestern haben eine Erleuchtung erlebt. Oder ich? Wir zusammen so ganz ausversehen. Wir kommen mit uns klar. Wir machen Sachen zusammen. Wir geben uns Mühe, uns so zu nehmen wie wir sind. Und als ob das nicht schon unfassbar unglaubwürdig wäre, nein, ich fühle mich nicht mehr wie ein dummes ungeliebtes Kind. Nicht immer zumindest.
Warum ist das so?
Ich wage eine Vermutung aufzustellen. Die braucht wohl etwas mehr Raum. Das möchte ich gesondert verfassen. Ich brauche wieder Worte und Raum dafür. Meine Mutter und ER sind daran nicht unschuldig.
I‚m fine … some parts of me.
Ich war heute in der Reinigung. Ob das ein gutes Zeichen ist? Was ist denn bloß mit diesem Fleck….