Noch ist mir meine Schreiberei nicht wieder zugeflogen. Es scheint etwas zu klemmen bei meinen Schubladen. Ich habe immer mal wieder Erinnerungsversuche, wie z.B. den Versuch mich an die Einschulung meiner kleinen Schwester zu erinnern. Sollte ja nicht so schwer sein, sie war 6 und ich demzufolge 11. Ich habe da rein gar nichts zu sehen. Ein Loch, ein Fleck oder einen Tunnel ohne Licht. Vielleicht kommt da irgendwann etwas. Und wenn ich so krampfhaft versuche einen Spalt einer Schublade hervorzuziehen, dann ist das für mich wie ein Marathon. Ich strenge mich an, ich versuche es über Umwege, die mir vermeintlich als Abkürzung vorkommen, natürlich versuche ich es mit vorhandenen Erfahrungen zu verknüpfen. Aber es passiert nichts, außer diese unwahrscheinliche Kraftverschwendung. Ich bin dann erschöpft, innerlich leer und verfalle in dunkle Gemütszustände. Das ist nicht geplant oder gewollt, das kommt von ganz allein und unbewusst. Ich kenne Menschen, die können diese Sache mit den dunklen Gedanken denken nicht nachvollziehen. Gar nicht verstehen. Diese daher gesagte „einfach mal raus an die frische Luft“ Metapher ist da allgemein bekannt und genauso allgemein nutzlos. Nein, es hilft mir nicht mich unter Menschen zu begeben, mich mal die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen, mich guter Gespräche hinzugeben oder die Seele baumeln zu lassen. Meine Seele, meine Worte, mein Lächeln, meine gute Gesellschaft, all das ist dann im Nirgendwo versteckt und hat keine Lust sich zu zeigen. All dies dann hervorzukramen ist ebenso aufwendig, kraftanstrengend und unerträglich wie der Istzustand als solches. Das kann kein Mensch nachvollziehen oder im Ansatz verstehen, der nicht selber mit den Freunden der Dunkelheit lebt. Und für mich insbesondere, ist es bitter zu sehen wie es sich nicht verändert. Es kommt und geht, es bleibt und verweilt, es genießt und zermürbt. Mich können dann kleine „Alltags-Normalität“ aus der Bahn werfen, mich traurig machen, mich zum Grübeln bringen. Selbstverständlichkeiten für meine Mitmenschen, Unverständnis und die Tatsache das ich doch immer funktioniere, können mich dann unwahrscheinlich verletzen. Warum verstehen sie nicht das mich der Ausflug jetzt nicht glücklich macht. Warum verstehen sie nicht das mich eine Umarmung gerade stört, die Enge, die Nähe, die Aufdringlichkeit besonders nett zu sein. Ich möchte dann einfach nur unsichtbar sein. Es gibt Zeiten da schlägt diese mentale Abwesenheit auch in Wut und Aggression um. Dann trifft es oft meine engsten Vertrauten. Da kommt all die Wut hoch, die ich sonst lächelnd hingenommen habe. Diese Wut ist aber nicht die, die endlich mal das Licht der Welt erblicken sollte, nein das ist diese Wut, die einfach nur ein anderes Ventil für völlig zusammenhanglose Situationen ist. Für diese PTBS existenten Menschen wie mich (und ich finde es eigentlich blöd dieses Syndrom zu haben, müsste doch irgendwann mal wieder weg gehen – kann doch nicht die Entschuldigung für alles sein?), ist es leider genau so schwer damit zu leben, wie mit den Angehörigen und Freunden, Arbeitskollegen und Vorgesetzen. Wir haben kein Handbuch oder Ablaufplan was als nächstes kommt. Ich kann nicht sagen, oh mein Zyklus ist bald da, ich werde nächste Woche wohl wieder weniger nett sein, weniger aktiv, mehr müde, mehr schweigsam oder oder. Ich bin ein Knallbonbon mit Fehlzündung. Ja, so kann ich es wohl behaupten. Es gibt auch Zeiten, da stelle ich mir selbst die Frage des Warums. Warum belässt du es nicht einfach dabei, warum hinterfragst du die Dinge so intensiv, warum nimmst du deine Umgebung nicht als Geschenk, warum störst du dich an den Störigkeiten der Anderen, warum störst du dich an dir selbst? Ja, gute Frage sage ich mir dann. Meine Antwort lautet dann manchmal: weil ich gern den Grund für mein Warum kennen möchte, ihn akzeptieren und mit ihm besser leben möchte. Nicht nur die Überschrift, nein ich würde auch gerne den Roman nach der Überschrift lesen. Ein anderes Mal lautet meine Antwort: weil ich dieser befleckten Bluse sehr gern die Grundreinigung verpassen würde, die sie verdient. Auch wenn möglicherweise immer ein Schatten der Flecken zurückbleibt, hätte ich gern den Versuch gewagt. Ich bin nicht der Typ der Dinge einfach so hinnimmt. Und wieder eine andere Antwort lautet evtl.: Weil ich diesen Drang nach Aufklärung und eigener Existenz nicht ausweichen kann. Ich habe dieses innere Treiben mein ICH kennenzulernen, es lieben zu lernen und es bei mir einziehen zu lassen. Und jetzt liebe:r Leser:in, liest es sich so wunderbar einfach. Nimm dir die drei Antworten und arbeite sie ab, könnte deine einfache Hilfe sein. Oh wie gern würde ich dies tun. Das Dumme dabei ist nur, das wir traumatisierten Menschen, die mit den multiplen Komplexen und daraus resultierenden Macken, die einen zum Erstarren bringen, genau durch diese Begleiterscheinungen ausgebremst werden. Du könntest es dir in etwa so vorstellen: du gehst zu deinem Sportverein und meldest dich erfolgreich zum Schwimmkurs an. Jeder sagte dir das du wie gemacht bist für das Schwimmen. Angemeldet gehst du also zum ersten Training. Oh verdammt, du hast leider vergessen deinen Schwimmanzug einzupacken. Macht nichts, dann eben der theoretische Unterricht vorab. Das nächste Training läuft besser, du bist motiviert, du bist vorbereitet, es kann nur gut werden. Ist das denn zu glauben? Nun hast du ganz übersehen das die Schwimmhalle geschlossen hat wegen der Ferien. Ein weiteres Mal gehst du natürlich wieder hin, aber du hast den ersten Teil deiner Motivation inkl. der Theorie vergessen und beginnst wieder von Vorn. Es ist also immer ein Ausbremsen von Symptomen wie Angst, Blockaden, Erinnerungslücken, Handlungsunfähigkeit, mangelnde Motivation, Übermut, falsche Euphorie oder schlichtweg das Vergessen! Und selbst wenn ich das alles ausblenden oder übergehe könnte, die Folgeerscheinungen, mit den gewonnenen Erkenntnissen, kann ich die tragen? Wer fängt mich auf, will ich aufgefangen werden, kann ich die Flugrichtung kalkulieren? Diesen Weg, den muss ich alleine gehen – kann und sollte ich aber nicht. Er ist zu gefährlich und unwegsam. Du siehst, Widersprüche und Umwege sind keine Seltenheit in der Lebenswelt einer Frau wie mir. Kannst du damit leben? Kannst du als Begleitperson damit umgehen? Willst du ein Teil von so etwas sein? Wenn du das nächste Mal mit Menschen sprichst, die dir komisch, anders und irgendwie unklar oder gar dumm vorkommen, frage dich einmal: könntest du mit der Geschichte deines Gegenüber jeden Tag aufstehen und zurechtkommen? Mit der Tatsache das die Geschichte die du zu lesen versuchts, so schwarz ist, dass sie nicht zu entziffern ist.
Mir ist nicht immer zumute gut zu sein, nett zu sein oder einfach zu sein.
I’m fine … as long it takes